FSME (Frühsommer-Meningoencephalitis)
Warten Sie nicht, bis die Zecke Sie beißt!
Aus den europäischen Risikogebieten der FSME wurden in den letzten 10 Jahren ca. 13000 Erkrankungsfälle und mindestens 1700 Fälle in Deutschland gemeldet. 90% dieser Fälle wur-den während Freizeitaktivitäten erworben, der Rest durch beruflich bedingte Arbeiten im Wald oder auf dem Feld. In den Endemiegebieten (Gebiete, in denen die Erkrankung häufig übertragen wird) sind 1-1.5% der Zecken mit dem Erreger der FSME, einer bestimmten Virusart, dem TBE-Virus infiziert. Zwei Subtypen des FSME-Virus sind in Europa bekannt. Die gegenwärtig in Deutschland erhältlichen Impfstoffe erzeugen einen Schutz gegen beide Erregertypen.
Übertragen wird das Virus durch Stechmücken oder Zecken. Die Erkrankung zeigt zwei jahreszeitliche Gipfel im Frühling (Mai bis Juni) und im Herbst (September und Oktober), die mit der Aktivität der Zecken übereinstimmen. Zur Virusvermehrung in den Zecken ist eine Außentemperatur von 8 Grad Celsius erforderlich, oberhalb von 1000 m halten sich Zecken gewöhnlich nicht auf.
Wo kommt die FSME gehäuft vor?
In Deutschland sind Infektionen mit FSME in Bayern und Baden-Württemberg häufig. Im Schwarzwald, insbesondere entlang der Täler von Dreisam, Enz, Nagold, und Neckar. Am Oberrhein vom Bodensee bis Kehl. In Südhessen im Odenwald und entlang der Bergstrasse und in Mittelhessen (Marburg-Biedenkopf). Auch der Saale-Holzland-Kreis in Thüringen gehört zu den Risikogebieten. Einzelfälle von FSME wurden aus Rheinland-Pfalz gemeldet.
In Europa sind besonders betroffene Gebiete in Tschechien, Polen, Russland, Litauen, Est-land, Lettland, Ungarn sowie in Österreich (insbesondere Kärnten) und in der Schweiz zu finden.
Die Erkrankung
Die Inkubationszeit (Zeit zwischen Aufnahme der Erreger und Ausbruch der Erkrankung) beträgt meist 7-14 Tage. 90% der Infektionen verlaufen ohne Symptome oder mit einer ersten Phase mit grippeähnlichen Beschwerden über 2-4 Tage oder Zeichen einer Magen-Darm-Verstimmung. Nach einem beschwerdefreien Intervall manifestiert sich die Erkrankung bei 50% der Patienten mit einer isolierten Hirnhautentzündung (Meningitis) mit Kopf- und Nackenschmerzen, Fieber und Nackensteife. Hier kann von einer günstigen Prognose ausgegangen werden. Bei 40% erscheint das Bild einer Meningoenzephalitis (Entzündung von Gehirn und Hirnhäuten) mit Bewusstseinsstörung, illusionären Verken-nungen, Schwindel und Gleichgewichtsstörungen, Lähmungen von Hirnnerven, Sprech-, Schluck- und Atemstörungen, epileptischen Anfällen und Lähmungen. Eine sehr ungünstige Prognose hat die in ca. 10% der Fälle vorkommende Enzephalomyelitis (Entzündung von Gehirn und Rückenmark), bei der zusätzlich Lähmungen der Beine, Blasenentleerungs-störungen und Sensibilitätsstörungen auftreten.
Mit neurologischen Restschäden ist bei ca. 10% der Patienten zu rechnen, zum Tode führt die Erkrankung bei 1-2%.
Die Erkrankung ist nach dem Infektionsschutzgesetz meldepflichtig.
Therapie
Es gibt keine kausale Therapie der FSME, die Behandlung erfolgt rein symptomatisch.
Impfung
Nach den Empfehlungen der STIKO (ständige Impfkommission) bleibt die FSME-Impfung in Deutschland eine Indikationsimpfung für Personen, die in FSME-Risikogebieten zecken-exponiert oder anderweitig durch FSME beruflich exponiert sind. Eine generelle Impf-empfehlung besteht also für die Gesamtbevölkerung nicht. Bei Reisen in ein Risikogebiet übernehmen aber manche Krankenkassen die entstehenden Kosten.
Bei einer Reise in ein Endemiegebiet im Ausland gilt die Schutzimpfung als Reiseimpfung und ist somit eine privatärztliche Leistung, die nicht von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen werden darf.
Für einen kompletten Impfschutz für drei Jahre sind eine Grundimmunisierung, bestehend aus zwei Teilimpfungen, Tag Null und nach 1-3 Monaten, und eine Boosterimpfung nach 9-12 Monaten notwendig. Nach drei Jahren ist dann eine erste Auffrischung-Impfung notwendig. Dieser Impfschutz besteht dann 5 Jahre. Lediglich bei Personen, die älter als 50 Jahre sind hält dieser nur 3 Jahre. Der Impfstoff wird in den Oberarmmuskel (intramuskulär) verabreicht. Zehn Tage nach der zweiten Impfung besteht Impfschutz. Derzeit (Stand 10/2010) sind in Deutschland zwei Impfstoffe erhältlich.
Wie kann man vorbeugen?
• Tragen von geschlossener Kleidung (Abstreifen der Zecken von Gräsern und Unterholz ist erschwert)
• Tragen heller Kleidung (erleichtert das Erkennen von dunklen Zecken auf der Kleidung)
• Auftragen zeckenabweisender Mittel (bietet nur bedingten Schutz)
• Meiden von Zeckenbiotopen (Unterholz, hohes Gras, Gebüsch..)
• Absuchen des Körpers nach Aufenthalt im Freien (besonders beliebt bei Zecken sind warme, gut durchblutete, dünne Hautstellen wie Achseln, Bauchnabel, Hals, Kopf, Leisten etc.)
• Keine Wildtiere berühren (in ihrem Fell sitzen oft Zecken)
• Zeckensuche auf eigenen Haustieren
Wie entfernt man eine entdeckte Zecke?
• Zuerst Zeitpunkt und Stichstelle merken oder fotografieren
• Mit einer spitzen Pinzette (falls diese nicht zur Hand ist einen feinen Faden nehmen) Zecke soweit wie möglich am Kopf in Richtung des Rüssels packen (danach nicht wieder loslassen, nicht quetschen!)
• Mit leichtem Zug Zecke hochhebeln (Drehen nicht nötig, da die Zecke nur einen Stechrüssel und kein Schraubgewinde besitzt)
• Desinfektion der Wunde nach erfolgreicher Zeckenentfernung
Achtung: Keine Chemikalien, Lack, Öl etc. verwenden, da die Zecke im Erstickungskampf infizierten Speichel über den Stechapparat in die Haut erbrechen kann!
Info: Sollte der Zeckenkopf beim Versuch die Zecke zu entfernen abgerissen worden sein, ist das nicht schlimm. Er wird nach einigen Tagen ähnlich wie ein in die Haut eingedrungener Holzsplitter abgestoßen.
• Die Zeckenbißwunde in den nächsten Tagen beobachten
Da auch in ganz Deutschland die Gefahr der Übertragung von Borrelien durch einen Zeckenbiß besteht, sollte man der Bisswunde in den nächsten Tagen Aufmerksamkeit schenken. Gegen die durch diese Bakterien hervorgerufene Erkrankung kann man sich nicht impfen lassen, aber man kann sie meist gut mit Antibiotika therapieren. Oft beginnt die Borreliose einige Tage nach einem Zeckenbiss mit einer Rötung mit welligem Rand um die Bißstelle herum, die nicht der anfänglichen Rötung sofort nach einem Insektenstich entspricht. Die typische Hautveränderung wird mit der Zeit charakteristischerweise immer größer (Wanderröte).
Falls Hautveränderungen oder unklare Beschwerden nach einem Zeckenbiß auftreten oder Sie sich nicht zutrauen, eine Zecke zu entfernen, suchen Sie uns oder einen Arzt Ihrer Wahl auf!