Zuckerkrank? Sie können etwas für sich tun!

Haben Sie die Diagnose Diabetes Mellitus erhalten?
Dann gehören Sie zu den fast 7,5 Millionen Deutschen, die Zuckerkrank sind. Und: diese Form der Stoffwechselstörung ist europaweit auf dem Vormarsch. Alarmierend ist, dass immer mehr junge Menschen zwischen 30 und 40 Jahren und manchmal sogar schon Teenager am Typ-2-Diabetes - dem so genannten Alterszucker - erkranken.

Je nach dem, wie stark der Diabetes Mellitus ausgeprägt ist, können die Konsequenzen krass sein. Betroffene müssen ein Leben lang Broteinheiten im Auge behalten, ständig den Blutzucker messen, Medikamente schlucken oder gar Insulin spritzen. Diese Alltagsbelastungen sind dabei noch nicht das Schlimmste. Folgeerkrankungen wie Gefäß- und Nervenschäden oder das diabetische Fußsyndrom - das sogar zur Amputation führen kann - sind ebenso häufig, wie Schädigungen der Nieren oder Augen. Zwei Drittel aller Diabetiker sterben früher, weil sie als Folge der Zuckererkrankung einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erleiden.

Gefährliche Kombination: Übergewicht und kein Sport
Anders als der Typ-1-Diabetes (der genetische Ursachen hat und schon im Kindesalter ausbrechen kann) oder der schwangerschaftsbedingte Diabetes, ist der Typ-2-Diabetes eine Zivilisationskrankheit. Wir essen zu viel, zu fett, zu ungesund und wir bewegen uns zu wenig. Schon ein Body-Mass-Index von 25 bis 30 ist bedenklich. Das belegen klinische Studien. Vor allem in der Körpermitte sind die Fettpolster gefährlich. Bestimmte Stoffe des Bauchfetts werden verdächtigt, dass Insulin-Signal zu ignorieren und den Diabetesprozess in Gang zu setzen.

Typ-2-Diabetes ist kein Schicksal!
Wer durch einen gesunden Lebensstil rechtzeitig vorbeugt, kann diese Form der Zuckererkrankung ganz verhindern. Wenn Sie im Anfangsstadium von Typ-2-Diabetes stecken, haben Sie sogar noch gute Chancen auf Heilung.

Übergewicht ist eine der Hauptursachen der Erkrankung. Schon wer drei bis zehn Kilo beziehungsweise 5 Prozent seines Körpergewichtes abspeckt, kann mit Erfolg rechnen. Wichtig dabei: Radikal-Diäten bringen auf Dauer nichts. Das Entscheidende ist, dass die Umstellung der Essgewohnheiten gesund, ausgewogen und langfristig ist. Wer ein Jahr lang zwischen 1.200 und 1.800 Kalorien im Rahmen eines ausgewogenen Speisezettels zu sich nimmt, kann dauerhafte Effekte erzielen.

Beugen Sie dem Diabetes mit cleverer Ernährung vor!
Sinnvoll ist eine Ernährung, die fettarm (mäßiger Konsum von Milchprodukten, tierischen Fetten sowie Ölen) und kohlenhydratarm (mäßiger Verzehr von Brot, Nudeln oder Reis) ist. Mit Fleisch- und Wurstprodukten sollten Sie grundsätzlich äußerst sparsam umgehen und diese nicht öfter als 1- bis 2-mal pro Woche essen. Auf der Positivliste der Ernährung stehen frisches Obst, Gemüse (möglichst roh oder nur leicht gedünstet) Meeresfrüchte und gegrillter oder mit wenig Fett im Ofen zubereiteter Fisch.

Meiden Sie Zucker und essen Sie nur wenig Süßes. Hier lauern die so genannten leeren Kalorien - bei denen keine oder nur verschwindend wenige Nährstoffe mitgeliefert werden - und versteckte Fette. Aus dem gleichen Grund sollten Sie auch möglichst ganz auf Fertigprodukte, Fertiggerichte, Konserven (auch Obst oder Gemüse) und Fastfood verzichten.

Außerdem enthalten diese Produkte oft Konservierungsstoffe und Geschmacksverstärker, die Unverträglichkeits-Risiken bergen. Falls Sie in Ernährungsfragen unsicher sind und eine intensivere Beratung benötigen, helfen wir Ihnen gerne weiter oder nennen Ihnen einen Ernährungs-Coach Ihrer Nähe.

Machen Sie dem Diabetes Beine!
Die zweite, entscheidende Säule einer sinnvollen Diabetes-Typ2-Vorbeugung oder Therapie ist Bewegung. Wer Sport treibt, verbessert die Zuckerverwertung seines Körpers. Die aufgenommene Glukose - die beispielsweise auch bei der Verdauung von Obst, Gemüse und Getreideprodukten anfällt - wird verbraucht und damit der Blutzuckerspiegel gesenkt.

Das Positive an der Bewegung: Sie müssen nicht zum Fitness-Freak oder Hochleistungsathleten werden. Schon eine halbe Stunde zügiges Spazieren oder Radfahren am Tag sind für den Stoffwechsel ein gutes Signal. Und Sie schlagen gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe: Sport wirkt sich nicht nur günstig auf die Blutzuckerwerte aus, er kann auch Blutfette senken und den Blutdruck langfristig regulieren helfen. Er fördert die Gefäß- sowie Herzgesundheit und macht das Abnehmen leichter, weil der gesamte Stoffwechsel angekurbelt wird.

Welche Sportart ist die Richtige?
Es gibt viele Sportarten, mit denen Sie sich fit halten und dem Diabetes Beine machen können. Schwimmen, Radfahren, Walking, Jogging, Gymnastik, Krafttraining, Ballspiele, Tennis, Skilanglauf im Winter oder Tanzen sind nur einige Beispiele. Jede Bewegung zählt, beispielsweise auch der temporeiche und stramme Spaziergang mit dem Hund. Aber Achtung: legen Sie nicht an jeder Ecke einen Schnüffel-Stopp für den Vierbeiner ein. Dann bringt das Fitness-Training nämlich Ihnen und dem Hund nichts. Tun Sie vor allem etwas, dass Ihnen Spaß macht. Denn so tut Bewegung nicht nur dem Körper gut, so hilft sie auch dem seelischen Wohlbefinden auf die Sprünge.

Sie wollen nicht solo sein? Dann suchen Sie sich am besten Gesellschaft. In einer Sportgruppe finden Sie Gleichgesinnte und Sie können Ihre Erfahrungen austauschen. Lauftreffs, Aqua-Gymnastik, Tanzkurse, Walking-Gruppen. Es gibt unzählige Angebote für alle Altersgruppen. Fragen Sie einfach mal im Freundeskreis rum, ob jemand Lust zu wandern oder zu radeln hat. Oder: sprechen Sie uns in der Praxis an, wir helfen Ihnen gerne mit Tipps weiter.

Welches Training ist sinnvoll?
Wenn Sie Neueinsteiger in Sachen Sport sind, sollten Sie zunächst einen medizinischen Sportcheck machen und sich ärztlich beraten lassen. Wir helfen Ihnen, ein sinnvolles Bewegungs- und Sport-Profil zu finden. Allgemein lässt sich sagen, dass die Kombination aus 2/3 Ausdauer- und 1/3 Krafttraining optimal ist. Wenn dabei noch frische Luft im Spiel ist, um so besser. Trainieren Sie mindestens dreimal die Woche eine Stunde lang . Sie sollten dabei nicht an Ihre Grenzen gehen. Bewegen Sie sich lieber moderat (40 bis 60% Ihrer Leistungskapazität) und dafür regelmäßig.

Auch Menschen, die an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung leiden, können Sport treiben, sofern sie sich vorher untersuchen lassen und den ärztlichen Ratschlägen folgen. Empfehlenswert ist beispielsweise bei einer Herzsportgruppe mit zu machen. Diese Kurse werden von Medizinern betreut und haben den Vorteil, dass Herztätigkeit und Leistungsentwicklung kontrolliert werden.

Kann Sport zum Risiko werden?
Beim Sport kann es durch die körperliche Belastung zu schnellen Veränderungen des Blutzuckerspiegels kommen. Für die meisten Typ 2-Diabetiker - die nicht insulinpflichtig sind und keine Blutzucker senkenden Medikamente einnehmen - ist mit Bewegung und Sport allerdings keine Gefährdung verbunden. Dennoch sollten Sie einige Punkte berücksichtigen:
• Machen Sie kontrolliert Sport und vermeiden Sie Spitzenbelastungen.
• Fragen Sie Ihren behandelnden Arzt, ob eine Messung des Blutzuckerspiegels vor und nach dem Sport in Ihrem Fall sinnvoll ist.
• Nehmen Sie ausreichend Wasser und einen Müsliriegel oder Traubenzucker mit. So können Sie einen plötzlichen Abfall des Blutzuckerspiegels schnell ausgleichen.
• Tragen Sie ein Handy bei sich, damit Sie im Notfall schnell Hilfe rufen können.

Insulin spritzen und Sport - geht das?
Die Insulinausschüttung wird fortlaufend an den aktuellen Bedarf des Körpers angepasst. Wird jedoch Insulin gespritzt oder werden Blutzucker senkende Arzneimittel eingenommen, kann der Körper bei sportbedingten kurzfristigen Schwankungen des Blutzuckerspiegels nicht entsprechend reagieren. Typ 1-Diabetikern und insulinpflichtigen Typ 2-Diabetikern droht dann die Unterzuckerung.

Dieser Zustand kann bedrohliche Ausmaße annehmen. Betroffene sollten deshalb jede sportliche Aktivität genau planen und die Insulindosis sowie die Kohlenhydratzufuhr berechnen. Bei länger andauernder Bewegung muss die Insulindosis gegebenenfalls reduziert und häufiger Nahrung aufgenommen werden. Gelingt die richtige Dosierung und Blutzuckereinstellung, können insulinpflichtige Diabetiker sogar Leistungssport betreiben. Wer Insulin spritzt, sollte sich in Sachen Sport ausführlich medizinisch beraten lassen.